Am 24. Mai war es soweit, drei Jahre früher als geplant: Die letzte Charge Braunkohle wurde im Heizkraftwerk Klingenberg nahe der Rummelsburger Bucht verfeuert. Nun hat Vattenfall auf Erdgas als Energieträger zur Gewinnung von Strom und Heizwärme umgestellt. Das hat auch Folgen für die Berliner Schifffahrt.

Für rund sieben Prozent aller Berliner Emissionen– nämlich 1,4 Millionen von 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr- war Klingenberg verantwortlich. Mit dem Umstieg auf Erdgas dürfte diese Zahl um zwei Drittel sinken. Auch die Beeinträchtigungen für Anlieger an Dahme und Spree dürften damit zurückgehen. Denn beim Transport der Kohle durch Binnenschiffe wehten immer wieder Wolken von Kohlestaub über die Dahme. Anwohner berichteten von braun gefärbter Wäsche auf dem Balkon, auch Wassersportler und Schwimmer beschwerten sich über Kohlenstaubwolken, die von den offenen Schiffen geweht wurden.

Das Kraftwerk Klingenberg an der Rummelsburger Bucht. Foto: A.Savin, Wikimedia Commons

Das Kraftwerk Klingenberg an der Rummelsburger Bucht. Foto: A.Savin, Wikimedia Commons

1926 nahm das Kraftwerk Klingenberg seinen Betrieb auf. Bis 1965 neue Filteranlagen eingesetzt wurden, waren die acht qualmenden Schlote schon aus weiter Entfernung zu erkennen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war es schlesische Steinkohle, die hier verfeuert wurde. Die DDR vertraute auf Braunkohle aus der Lausitz. Und die musste irgendwie in die Hauptstadt gelangen. Bei Volllast des Kraftwerks wurden täglich rund 5000 Tonnen Rohbraunkohle aus Königs-Wusterhausen nach Rummelsburg transportiert. Damit waren bis zu vier Schubverbände beschäftigt. Das hat nun ein Ende.

Nicht ohne Folgen für die Fähren der BVG. Denn im Winter waren zwei Eisbrecher damit beschäftigt, die Fahrrinne auf der Dahme für den Kohletransport eisfrei zu halten.  Davon profitierten die BVG-Fähren F 11 und F 12, die dank der offenen Fahrrinne nur in langen Frostperioden ihren Dienst einstellen mussten. Das ist besonders für die F 12 zwischen Grünau und Wendenschloss wichtig. Mit knapp 1000 Fahrgästen pro Werktag ist sie die am zweitmeisten genutzte BVG-Fähre und wickelt viel Berufspendler- und Schülerverkehr ab. Ob die Eisbrecher auch ohne Kohletransport im Einsatz bleiben ist fraglich: „Es gibt in Berlin keinen allgemeinen Eisaufbruch. Wir warten auf das neue Grundkonzept durch die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, erklärt Lars Doering, stellvertretender Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Berlin gegenüber der Berliner Woche. Eisbrecher sollen nach seinen Angaben auch künftig eingesetzt werden, zum Beispiel zum Schutz von Schleusen und Wehren in der Innenstadt. Aber auch um den Betrieb der Fähren auf der Dahme aufrechtzuerhalten?

Die drei weiteren Berliner Kohlekraftwerke von Vattenfall werden mit Steinkohle befeuert. Die gelangt auf anderen Wegen nach Berlin, nämlich über Brunsbüttel an der Elbmündung. Von hier werden die die Kraftwerke Moabit, Reuter und Reuter West beliefert. Laut Vattenfall kommt der Großteil der Steinkohle per Binnenschiff und Güterzug aus Polen. Und auch das hat bald ein Ende: 2030 soll mit Reuter West das letzte Berliner Kohlekraftwerk vom Netz gehen.