Unfall auf der Hanse Sail: Nach der Kollision mit einer finnischen Fähre ist der historische Dampfeisbrecher  „Stettin“ schwer beschädigt und nicht mehr fahrbereit. Ermittler untersuchen nun, wie es zu dem Unfall kommen konnte. 

Die „Stettin“, ein kohlebefeuerter Dampfeisbrecher, der üblicherweise im Hamburger Museumshafen Oevelgönne liegt, war seit ihrem Stapellauf im Jahre 1933 von schwereren Unfällen verschont geblieben. Das Schiff, das heute den Status eines Kulturdenkmals hat, ist Dauergast auf maritimen Veranstaltungen wie der Kieler Woche, dem Hamburger Hafenfest oder der Hanse Sail. Doch diesmal hatten Besatzung und Passagiere weniger Glück: Auf dem Weg Richtung Ostsee kollidierte die „Stettin“ mit der finnischen Fähre „Finnsky“, die in entgegengesetzter Richtung auf der Warnow unterwegs war. Unter den 200 Personen an Bord des Dampfeisbrechers erlitten mehrere Passagiere Prellungen und Schürfwunden. Darüber hinaus kam es bei der Stettin zu einem Rumpfeinriss von etwa zwei Metern. Da sich dieser oberhalb der Wasserlinie befindet, kam es zwar zu keinem Wassereinbruch, dennoch darf das Schiff den Hafen von Rostock derzeit nicht verlassen.
Doch wie konnte es zu dem Unfall kommen? Gegenüber dem NDR bestätigte der Vorsitzende des Vereins Dampf-Eisbrecher Stettin, Hermann Jacobs, dass sich zum Zeitpunkt des Zusammenpralls nicht nur die Besatzung auf der Brücke befand, sondern auch ein zusätzlicher Lotse. Einen technischen Defekt schließe er aus. Unfallermittler der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung wollen nun unter anderem Radarbilder und elektronische Aufzeichnungen von Kurs und Geschwindigkeit auswerten.

Aufgrund des genieteten Schiffrumpfs kommt wohl nur eine Hamburger Spezialwerft dafür in Frage, den Schaden zu reparieren. Dabei hofft die Crew auf die Unterstützung von Traditionsboot-Freunden.  Auch Rostocks Oberbürgermeister Methling und das Büro der Hanse Sail haben zu Spenden aufgerufen. Gleichzeitig befeuert der Unfall auch den seit längerem schwelenden politischen Streit um die Zukunft der Traditionsschifffahrt. Denn das Bundesverkehrsministerium strebt schon seit längerem deutlich strengere Sicherheitsverordnungen für die historischen Schiffe an. Nikolaus Kern, Vizevorsitzender des Dachverbands für Traditionsschifffahrt, versucht dem entgegenzusteuern: „Das Betonen der Sicherheit ist natürlich völlig richtig, allerdings wäre der Unfall auch mit der neuen Richtlinie nicht verhindert worden“. Diese sorge ohnehin nicht für mehr Sicherheit an Bord. Bis die Ermittlungen der BSU zur Unfallursache abgeschlossen sind, verbiete sich jede Spekulation, so Kern gegenüber dem NDR.