Brandenburg erwartet von der neuen Bundesregierung „mehr Engagement, wenn es darum geht, die touristische Nutzbarkeit der Gewässer zu sichern“. Das hat Wirtschaftsminister Albrecht Gerber vergangene Woche beim „Brandenburgischen Tourismustag“ in Templin deutlich gemacht. „Wir brauchen Klarheit über die Rahmenbedingungen. Es darf nicht noch eine Legislaturperiode in einem Bundesverkehrsministerium darüber nachgedacht werden, wie man zukünftig die Wasserstraßen einordnen will. Der Eigentümer Bund hat hier Verantwortung – und die muss er erfüllen“, erklärte Gerber.

„Wasser ist unser touristisches und kulturhistorisches Alleinstellungsmerkmal. Nicht zuletzt aufgrund unseres Wasserreichtums kommen von Jahr zu Jahr mehr Gäste nach Brandenburg. Die Zahl der touristischen Betriebe mit Bezug zum Wasser, die mittlerweile im Land entstanden sind, ist erheblich. Insofern ist die Unterhaltung und Sicherung der Gewässer für uns ein ganz wichtiger Punkt“, sagte Minister Gerber. Bei der Entwicklung des Bundesverkehrswegeplans sei nur auf die auf dem Wasser transportierten Gütermengen geschaut worden, nicht jedoch auf die vom Wassertourismus abhängigen Arbeitsplätze. „Allein bei den Kanu- und Motorboot-Charterern, in den Häfen und Marinas und bei der Fahrgastschifffahrt arbeiten 2.100 Beschäftigte, die jährliche Umsätze von 200 Millionen Euro erwirtschaften“, sagte Gerber. Es dürfe nicht passieren, „dass durch eine grüne Beteiligung in der Bundesregierung ein für die ostdeutschen Länder wichtiger Wirtschaftszweig renaturiert wird.“

Der Stellenwert, der dem Tourismus auf Bundesebene eingeräumt werde, bezeichnete Gerber als „ausbaufähig“. Er wünsche sich, „dass der Tourismus bei der Bundesregierung nicht nur als freiwillige Aufgabe der Länder verstanden, sondern auch als Wirtschaftsfaktor gesehen wird – von dessen Steuereinnahmen der Bund fast zur Hälfte profitiert“. Es bedürfe in der Bundesregierung wieder eines oder einer Tourismusbeauftragten, der oder die „nicht nur im Wirtschaftsministerium, sondern auch in den anderen Ressorts Interessen anmeldet, vertritt und bündelt“, so Minister Gerber weiter. Iris Gleicke habe in dieser Rolle in der vorigen Legislaturperiode wichtige Impulse gesetzt. „Ihr Schwerpunktthema – die Bedeutung des Tourismus für den ländlichen Raum – ist auch für  uns ein Kernthema“, sagte Gerber.

Auch die Grünen kritisieren das Konzept der Bundesregierung. Was hier als strategischer Gesamtplan angeboten werde, löse eher Fassungslosigkeit aus. Es gehe nicht nur um viele Möglichkeiten, Boot zu fahren, sondern auch darum, dass dies auf qualitativ hochwertigem Wasser stattfinden könne, so die Grünen-Abgeordnete Heide Schinowski. Um die Attraktivität der Flußgewässer zu erhalten, müsse mehr für deren Reinigung und Sauberhaltung getan werden. Dies sei umso dringender, da sich der Naturtourismus dynamischer entwickle als andere Sparten des Fremdenverkehrs. Ein Hauptaugenmerkt liege dabei darauf, die Spree vor der Braunfärbung durch Eisenhydroxid zu schützen.