Anlässlich des gestrigen Internationalen Tags des Ostseeschweinswals fordern Umweltschützer, dass Deutschland seine einzige Walart deutlich besser schützt. Nur noch 450 Tiere leben in der zentralen Ostsee, östlich der Halbinsel Darß.

Überfischt, zu laut, zu schmutzig – die letzten Schweinswale in der zentralen Ostsee haben es zunehmend schwer. Nicht einmal in den für sie ausgewiesenen Schutzgebieten ist Deutschlands einziger heimischer Wal sicher. Auch dort wird gefischt, fahren Tausende Schiffe, finden Rohstoffabbau oder Unterwassersprengungen statt. Dazu NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Es ist frappierend: Zum Schutz des Schweinswals hat Deutschland extra Schutzgebiete in der Ostsee eingerichtet – doch selbst hier sind die Tiere nicht sicher. Die Meeresschutzgebiete existieren nur auf dem Papier. Denn auch dort, wo sich die Tiere eigentlich zurückziehen sollten, stehen Stellnetze, in denen die Wale ertrinken. Tausende lärmende Schiffe fahren durch die geschützten Zonen, Rohstoffe werden ab- und Pipelines neu gebaut. So werden die Wale systematisch aus den für sie gedachten Gebieten vertrieben und finden keinen ungestörten Ort, um sich zu vermehren.“

Schweinswal im Becken im Ecomare

Foto: NABU/W.Rolfes

Dabei sollte es längst anders sein. Bereits im Jahr 2004 hat Deutschland weite Flächen seiner Nord- und Ostseegewässer, insgesamt 47 Prozent, als Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiesen. Gemeinsam mit den Schutzgebieten der EU-Vogelschutzrichtlinie bilden sie das Netzwerk Natura 2000 . Die Verbreitung der Schweinswale war neben dem Vorkommen der Lebensraumtypen Riffe und Sandbänke ausschlaggebend für die Gebietsausweisung. Doch ausgerechnet durch das neue Bundesnaturschutzgesetz droht jetzt weitere Gefahr für die letzten Schweinswale. „Die Bundesregierung plant, den Ministerien für Landwirtschaft, Wirtschaft, Verkehr und Forschung ein Vetorecht bei der Umsetzung von Schutzgebieten einzuräumen. Das wäre der Sargnagel für einen effektiven Meeresschutz. Tür und Tor wären geöffnet für die ungebremste Ausbeutung unserer Meere“, so Miller weiter.

Am 1. Juni steht die entscheidende Abstimmung über das neue Bundesnaturschutzgesetz im Bundestag an. Schon die kommende Woche wird zeigen, ob die geplante Einvernehmensregelung noch zu stoppen ist. Die Entscheidung liegt bei der Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD. Mit seiner Aktion „SOS fürs Meer“ will der NABU auf die Tragweite der geplanten Regelung aufmerksam machen und appelliert an die Bundestagsabgeordneten und Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich für die Ostseeschweinswale und andere bedrohte Arten und Lebensräume einzusetzen.