Ein Architekt möchte in der Rummelsburger Bucht schwimmende Wohnungen errichten. Die Idee hört sich zunächst verlockend an: visionäres Wohnen auf dem Wasser. In modernen Townhäusern, mitten in Berlin.  Doch Senat und Verwaltungsgericht haben das Zukunftsprojekt nun gestoppt.

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Das Konzept des Investors: moderne Hausboote mitten in der Stadt. Bild: Arthur Fischer Architekten

Am vergangenen Donnerstag wies das Verwaltungsgericht die Klage um die Baugruppe des Investors Arthur Fischer ab. Dieser wird keine Genehmigung erhalten, die sogenannten Floating Lofts in Rummelsburg zu bauen. Dabei hatte das Land Berlin das Projekt einst initiiert und 2007 einen Vertrag mit Fischer geschlossen. So musste die Baugruppe vom Land Nutzungsrechte und Flächen für 130.000 Euro kaufen. Darüber hinaus wurden strom- uns schiffahrtspolizeilicher Genehmigungen vom Bund sowie eine Bauerlaubnis vom Bezirk benötigt. Die wurden auch soweit ausgestellt. Doch jetzt heißt es: „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass durch die geplanten Häuser auf dem Wasser gesunde Wohnverhältnisse nicht gewährleistet sind“, so Richter Hans-Ulrich Marticke. Denn die Rummelsburger Bucht ist mit Schwermetallen wie Cadmium, Quecksilber und Blei belastet. Im Sommer kommt es nicht selten zu einer starken Geruchsbelästigung. Tatschlich seien die Sedimente seien so stark mit giftigen Stoffen belastet, dass das Gewässer faktisch als Deponie bezeichnet werden müsse.

Die Rummelsburger Bucht ist nach dem Hamburger Hafen das am höchsten mit Schwermetallen verunreinigte Gewässer in Deutschland. Bei den Verschmutzungen handelt es sich um Überreste des ehemaligen Industriestandorts in Rummelsburg. Im 19. Jahrhundert siedelten sich hier Färbereien, Textil- und Chemiebetriebe an. Abwässer wurden vornehmlich im See entsorgt. Seitdem ist die Belastung enorm, was eine aktuelle Studie der Freien Universität bestätigt. Obwohl der Senat das Gebiet schon kurz nach der Wende zum Entwicklungsgebiet für Wohnungsbau erklärt hatte, blieb eine gründliche Sanierung des Seegrunds bisher aus. Diese würde laut Expertenschätzung mindestens 250 Millionen Euro kosten. Die starken Verunreinigungen in der Rummelsburger Bucht könnten jetzt sogar noch weitreichendere Folgen nach sich ziehen. Denn die Senatsverwaltung und die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung erwägen „ein generelles Befahren der Schifffahrt dort zu untersagen“, so eine Referatsleiterin der Wasserbehörde während des Gerichtstermins

Die Baugruppe um Arthur Fischer fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen und hofft jetzt auf die neue Umweltsenatorin Regine Günther von den Grünen. Denn auch der Vorsitzende Richter bestätigt ein zumindest widersprüchliches Verhalten seitens der Senatsverwaltung. Dem Investor legte er daher nahe, die Rückabwicklung des Vertrages und Schadensersatz zu verlangen. Mit visionärem Wohnen auf dem Wasser wäre es dann erstmal vorbei.