Der Jungfernsee trennt die Untere-Havel-Wasserstraße und die Potsdamer Havel. Aber bevor Sie den Kurs wieder in Richtung der Glienicker Brücke nach Potsdam einschlagen oder den Törn durch den Sacrow-Paretzer-Kanal fortsetzen, gibt es noch drei sehr sehenswerte Orte am Jungfernsee, vom Wasser aus anzuschauen.

DSCN4045_k

 

 

Casino des Schloss Glienicke – Der an der Straße von Berlin nach Postdam gelegene Landsitz des preußischen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg wurde vom Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné 1816 um einen Garten nach englischem Vorbild erweitert. Diese Form von Gartenarchitektur war in Preußen bis dahin weitgehend unbekannt. Teil des Gartens war das direkt am Havelufer liegende Billardhaus. Prinz Carl von Preußen kaufte 1824 das Gut und beauftragte den Architekten Karl Friedrich Schinkel, das Billardhaus in ein Casino umzubauen.

 

 

 

 

 

Schloss Cecilienhof, historische Stätte der Potsdamer Konferenz – Kaiser Wilhelm II. ließ 1913-1917 das letzte Schloss für seinen ältesten Sohn, Kronprinz Wilhelm, im englischen Landhausstil errichten. Es ist der letzte Schlossbau der Hohenzollern. Das Gebäude hat 176 Zimmer, wirkt aber durch die geschickte Anordnung mehrerer Innenhöfe viel kleiner. Vom 17. Juli bis 2. August 1945 fand hier eines des bedeutendsten historischen Konferenzen des 20. Jahrhunderts statt, das Gipfeltreffen der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Der amerikanische Präsident Harry S. Truman, der britischen Premierminister Winston Churchill und der sowjetische Staatschef Joseph Stalin verabschiedeten das „Potsdamer Abkommen“ und legten damit den Grundstein für eine Neuordnung in Deutschland, Europa und der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Potsdamer Konferenz gilt als Symbol für den Endpunkt des Zweiten Weltkrieges aber auch den Ausbruch des Kalten Krieges, der zur Spaltung Europas durch den „Eisernen Vorhang“ und zum Bau der „Mauer“ führte.

Potsdam

Foto: Jean-Pierre Dalbéra [CC BY 2.0] via Wikimedia Commons

SacrowIMG_3047k

 

Heilandskirche Sacrow – Da, wo sich die Havel zum Jungfernsee öffnet liegt die Heilandskirche am Port von Sacrow auf einer in den Fluss hineinragenden Landzunge. 1844 entstand das Gebäude, gebaut vom Architekten Ludwig Persius im Auftrag Friedrich Wilhelms IV., preußischer König von 1840 bis 1858. Der König liebte die klassische Architektur Italiens, die er auch in Preußen bauen und sehen wollte. Auffällig in diesem Stil ist der freistehende Glockenturm „Campanile“, der eine fast 600 Jahre alte Bronzeglocke aus dem Jahr 1406 trägt. Er stammt vermutlich aus einer alten Feldsteinkirche.

Neben dem kulturhistorischen Wert der Heilandskirche steht das Gebäude auch für eine wichtige Etappe in der Entwicklung der Funktechnik. 1897 installierten die beiden Physiker Adolf Slaby und Georg Graf von Arco die erste deutsche Antennenanlage für drahtlose Telegrafie. Ihnen gelang, am 27. August ein Funksignal vom Campanile zur immerhin 1600 Meter entfernten kaiserlichen Matrosenstation Kongsnaes am gegenüberliegenden Ufer des Jungfernsees in Potsdam zu senden.

Der Mauerbau im August 1961 brachte die fast vollständige Zerstörung der Heilandskirche. Die deutsch-deutsche Grenze verlief mitten durch das Kirchengelände und der Campanile wurde Teil der Sperrmauer. Erst nach der Wende wurde die Kirche zwischen 1993 und 1995 mit großem Aufwand nach alten Plänen restauriert.

Bevor es nun weitergeht in die Potsdamer Havel machen wir einen kleinen Schlenker zu einem Liebesnest: Friedrich Wilhelm II., ab 1786 König von Preußen, richtete es sich ein, sehr zum Ärger des Hofes und natürlich seiner Gattin.

Fortsetzung folgt.