600.000 Neu-Berliner für die Gewässer der Hauptstadt: Zum Erhalt und zum Schutz des europäischen Aals setzte vergangene Woche Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz, gemeinsam mit Fischern und Anglern junge Aale im Uferbereich der Havel aus.

Die circa 600.000 jungen Aale wiegen beim Aussetzen jeweils nur rund sechs Gramm. Da sich Aale bis heute nicht in Gefangenschaft vermehren, werden die Tiere als sogenannte Glasaale im Meer gefangen, anschließend für circa vier Monate von zertifizierten Fischreibetrieben großgezogen und schließlich in den heimischen Gewässern ausgebracht. Nun haben die jungen Aale ihre Freiheit wieder. Am Dienstag wurden die Fische auf drei Schiffe verteilt und in Ufernähe ins Wasser entlassen – zum Beispiel bei Valentinswerder im Tegeler See und in Spandau. „Dort verbuddeln sie sich erstmal im Schilfbereich am Boden. Und dann erkunden sie nach und nach die Berliner Gewässer“, sagt Janek Simon vom Institut für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow gegenüber der Berliner Zeitung. Simon betreut das Aussetzen der Aale wissenschaftlich.

Zum Erhalt und zum Schutz des europäischen Aals setzte heute Staatssekretär Stefan Tidow gemeinsam mit Fischern und Anglern junge Aale im Uferbereich der Havel aus. (Bild: SenUVK, Fischereiamt Berlin)

Zum Erhalt und zum Schutz des europäischen Aals setzte heute Staatssekretär Stefan Tidow gemeinsam mit Fischern und Anglern junge Aale im Uferbereich der Havel aus. (Bild: SenUVK, Fischereiamt Berlin)

Seit zehn Jahren bemüht man sich in Europa, die Population der Aale zu stabilisieren. Auch in Berlin ging der Bestand in den letzten zwanzig Jahren um 50 Prozent zurück. Der  Aalbesatz, wie sich das Aussetzen von Jungtieren im Fachjargon nennt, soll Abhilfe schaffen. So wurden seit 2005 in der Hauptstadt und 4,8 Millionen junge Aale ausgesetzt. Die Länder müssen dabei sicherstellen, dass mindestens 40 Prozent der erwachsenen Aale den Weg zurück ins Meer finden. Denn dahin wandern sie, um zu laichen. Dass die Aalbestände so stark zurückgegangen sind, kann vor allem auf die Verbauung der Flüsse mit Wehren und Wasserkraftwerken zurückgeführt werden. Denn diese erschweren den Weg der Jungfische ins Binnenland. Die Neu-Berliner Aale finden offenbar in ausreichender Zahl den Weg von der Spree über Havel und Elbe in die Nordsee. Das haben Janek Simon und seine Kollegen anhand von Fischen beobachtet, die mit Sendern ausgestattet wurden.

Der Europäische Aal gehört zu den heimischen Fischarten und hat eine wichtige ökologische Funktion. Er trägt unter anderem zur Wasserreinhaltung als auch zur Reduzierung der Fischbiomasse in den Gewässern bei. Darüber hinaus gehört er zu den wirtschaftlich bedeutendsten Fischarten der Fluss- und Seenfischerei. Aale werden etwa zwanzig bis dreißig Jahre alt und wandern zum Laichen etwa 5.000 km durch den Atlantik bis zur Sargassosee, wo sie nach dem Laichen sterben. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven treiben anschließend etwa drei Jahre passiv im Meer, bevor sie als Glasaale an die Flussmündungen und anschließend flussaufwärts zu den angestammten Plätzen der Elterntiere wandern.