28. November 2014 +++ Im Rahmen der Boot Berlin 2014 präsentierte Matthias Wedepohl vom Beratungsunternehmen Project M Zwischenergebnisse zur Branchenstudie Wassertourismus. Die im Auftrag der IHK Berlin und Potsdam sowie dem Wirtschaftsverband Wassersport e.V. erstellte Studie soll die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in Berlin und Brandenburg aufzeigen.

Die Studie, die Frühjahr 2015 fertig gestellt sein wird, zeigt nach Auskunft von Matthias Wedepohl allerdings aber schon jetzt einige sehr interessante Ergebnisse. „Berlin und Brandenburg ist im Wassertourismus zwingend als Einheit zu betrachten“, erläuterte der Tourismusforscher, der die wirtschaftlichen Effekte, Strukturen, Trends und Strategien für die zukünftige Ausrichtung untersucht.

„Früher war ein Boot ein Boot“, sagte er. Jedoch hätten sich im Laufe der letzten Jahrzehnte die Ansprüche an den zur Verfügung stehenden Raum ebenso verändert wie Bootstypen. Einerseits gehe der Trend zu größeren Booten. Allerdings hätte sich noch vor wenigen Jahren beispielsweise niemand den Boom bei den kleinen, führerscheinfreien Flößen vorstellen können. Diese Flöße haben eine völlig neue Zielgruppe bei jungen Wassersportlern und freizeitorientierten Familien hervorgebracht.

Wassertourismus in Berlin und Brandenburg ist eine Branche, die weit über das Fahren mit eigenen Booten hinausgeht. Neben Segeln und Motorbootfahren ist Wasserwandern mit Kanus, Bootschartertourismus, Surfen, Wasserski, Tauchen, Angeln, Fischen gefragt. Neue Trendsportarten wie Wakeboard, Stand Up Paddling, Rafting und Canyoning werden entwickelt. Wichtige Marktteilnehmer sind die Häfen, die Fahrgastschifffahrt sowie die Flusskreuzfahrtschifffahrt und die Traditionsschifffahrt. Daneben ist der wasserbezogene Tourismus einzubeziehen: Strand- und Badetourismus, Campingtourismus am Wasser, Tret- und Ruderbootverleih sowie der Winterwassersport.

Der Tourismusforscher begrüßte den unerwartet hohen Rücklauf der Fragebögen. 35 % (195 von 560) Betriebe und Wassertourismusanbieter haben geantwortet. „Das zeigt das hohe Interesse der Branche an einer Gesamtbetrachtung aus Sicht der Betriebe. Allein in Brandenburg sind 115 Kanuvermieter, 85 Charterbetriebe mit motorbetriebenen Booten und 56 Betriebe der Fahrgastschifffahrt tätig.

Ohne auf die im kommenden Frühjahr erwarteten endgültigen Ergebnisse vorzugreifen, stellte Matthias Wedepohl schon für den Wassersport auf Motorbasis beste Entwicklungschancen in Berlin und im südöstlichen Brandenburg fest. Ebenso fand er gute Aussichten für den Kanusport im nördlichen und im südöstlichen Brandenburg.

Allerdings zeigen die Beurteilungen der Liegeplätze für Motorboote sowohl einen quantitativen als auch einen qualitativen Handlungsbedarf in Berlin und Süd-Ost- Brandenburg. Wie wichtig dieser Bereich ist zeigt eine interessante Zahl: 27 % der Dauerlieger haben ihren ständigen Wohnsitz außerhalb von Berlin-Brandenburg. D.h. zusätzliche Kaufkraft von außen ist vorhanden.

Wedepohls Fazit der Zwischenergebnisse lassen hohe Erwartungen für Motoryachten und Hausboote und größere Wachstumspotentiale bei Flößen erkennen. In den vergangenen 20 Jahren sei das Marktsegment bereits dynamisch gewachsen. War es das? „Eindeutig nein“, schaut der Tourismusforscher für den Wassertourismus in die Zukunft.

Wolf Schneider