Für die Einwohner der Hauptstadt liegt ein echtes Naturparadies direkt vor der Haustür: die Untere Havel. Eine wechselvolle Geschichte hat der Fluss erlebt, heute darf er aufatmen und in Teilen wieder wild und ursprünglich fließen. Und hinter jeder Biegung warten Ecken darauf, entdeckt zu werden. Einige von ihnen stellt der NABU jetzt erstmals in seiner Fotografie-Ausstellung „Aufatmen. Die Havel erleben“ vor.

Vom 4. bis 17. August sind im Berliner Hauptbahnhof 15 großformatige Fotografien auf 25 Quadratmetern zu sehen: Von Bibern, die sich hier wieder zu Hause fühlen, über die majestätisch jagenden Seeadler bis hin zu den letzten Havel-Fischern und Menschen, die den Fluss wie ihre Westentasche kennen. Die spektakulären Fotografien sind im Laufe der letzten elf Jahre entstanden, in denen der NABU die Havel auf insgesamt 90 Kilometern renaturiert und wieder lebendig und ursprünglich werden lässt.

Die Untere Havelniederung ist das größte und bedeutsamste Feuchtgebiet im Binnenland des westlichen Mitteleuropa. Mehr als 1.000 vom Aussterben bedrohte und stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten leben hier. Seit dem Jahr 2005 setzt sich der NABU dafür ein, dem Fluss wieder seine ursprüngliche Natürlichkeit zurückzugeben. Auf 90 Flusskilometern werden unter anderem Sandufer von schweren Steinen befreit, Altarme an den Hauptstrom angeschlossen und viele Hektar neuer Auenwald gepflanzt. Das Projektgebiet erstreckt sich auf etwa 19.000 Hektar zwischen Pritzerbe im Landkreis Potsdam-Mittelmark und der Havelmündung nordwestlich von Havelberg in Sachsen-Anhalt.

Auch in das Bundesprogramm „Blaues Band“ sollen die Erkenntnisse aus der Havel-Renaturierung einfließen. Der NABU hatte das Programm lange Zeit gefordert, 2013 nahm die Bundesregierung es in ihren Koalitionsvertrag auf. Ziel ist es, den ökologischen Zustand der Gewässer zu verbessern. Denn bislang weist nur jeder zehnte Fluss oder Bach in Deutschland einen „guten Zustand“ auf, wie ihn die EU fordert und wie er bis zu diesem Jahr eigentlich für alle Fließgewässer erreicht sein sollte. Derzeit erarbeitet eine Gruppe aus Vertretern des Verkehrs- und Umweltministeriums, wie das Programm konkret aussehen soll. Dem Bund kommt dabei besondere Verantwortung zu: Er ist Eigentümer aller als Bundeswasserstraßen eingestuften Flüsse in Deutschland.

Foto: NABU/K. Karkow