Früher inspizierten hier DDR-Grenzschützer jedes Schiff, das die Grenze passierte. Die Berliner Schifffahrtsgeschichte hat jedoch viel mehr zu bieten als die 28-jährige Teilung der Stadt. Genau hier, am Zoll- und Grenzsteg gegenüber des Berliner Osthafens entsteht nun Berlins neuer Museumshafen. Der Museumshafen greift die Geschichte Berlins als Schifffahrtsstadt auf und stellt eine Verbindung zwischen dem Berliner Motto „Berlin wurde aus dem Kahn erbaut“ und der ehemaligen Teilung der Stadt her. Der denkmalgeschützte Osthafensteg und viele historische Museumsschiffe sollen den Mittelpunkt der neuen Attraktion bilden. Anleger für Fahrgastschiffe und Sportboote sowie Gastliegeplätze komplettieren die Hafenanlagen und sollen die Einbindung des neuen Museumshafens in  den expandierenden Berliner Wassertourismus sicherstellen.

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Foto: Stiftung Museumshafen Berlin

Folgt man dem Verlauf der einstigen Grenzanlagen von der Oberbaumbrücke über den Osthafen bis zur Lohmühlenbrücke, so trifft man auf besonders markante bauliche Reste der Berliner Mauer. Dazu gehören neben dem Wachturm am Schlesischen Busch vor allem die Sperranlagen der ehemaligen Grenzübergangsstelle für Schiffe am Flutgraben, der von der Spree in den bereits auf Kreuzberger Gebiet befindlichen Landwehrkanal mündet. Der Steg ist mittlerweile ein eingetragenes Mauerdenkmal und wird heutzutage als ehemaliger Zoll- und Grenzsteg oder auch als Osthafensteg bezeichnet. In direkter Nachbarschaft, gegenüber des Osthafens, befindet sich auch der Berliner Museumshafen, Er  liegt an einer der breitesten Stellen der Spree innerhalb Berlins. Hier sollen zukünftig die neuen Hafenanlagen entstehen, die sich  ca. 280m parallel zum Zoll- und Grenzsteg erstrecken und eine Wasserfläche von ungefähr 16.000 m² bedecken könnten. Aufgabe des Hafens ist die optimale Präsentation der Museumsschiffe und des Zoll- und Grenzsteges als Mauerdenkmal. Ein zentraler Aspekt bei der Planung ist die Einbindung des Hafens in den wachsenden Wassertourismus Berlins. Dies geschieht durch zwei Anlegestellen für große Fahrgastschiffe sowie zahlreiche Anleger für Tagesausflügler und Sportboote.

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Foto: Stiftung Museumshafen Berlin / Der Zoll- und Grenzsteg während der deutschen Teilung.

Der Historische Hafen Berlin sammelt und erhält seit 1990 diverse Museumsschiffe, darunter mehrere historische Fahrgastschiffe, einen großen Heckradschlepper und zahlreiche Maßkähne. Etwa 17 große und kleine Museumsschiffe werden im Museumshafen Berlin ein neues Zuhause finden. Alle Museumsschiffe des Historischen Hafens Berlin sind fahrbereit und werden zum Teil für kulturelle, soziale und gastronomische Zwecke genutzt. Der Theaterkahn Berlin sowie das Ausbildungsschiff Horst-Günther zählen ebenso dazu wie das älteste Fahrgastschiff Berlins, die Heinrich Zille. Die meisten Museumsschiffe werden im Rahmen von Führungen begehbar sein, wobei die einzelnen Schiffe unterschiedliche Aspekte der Berliner Schifffahrtsgeschichte vertiefen. Regelmäßige Fahrten mit kulturellem Hintergrund sowie Charterfahrten mit den Museumsschiffen ergänzen die Aktivitäten im Hafen.

Ausgehend von dem Wunsch einer besseren Unterbringung der großen Museumsschiffe des Historischen Hafen Berlin, entstand das Interesse an der Wasserfläche am Zoll- und Grenzsteg gegenüber vom Osthafen. Dieser Standort bietet ideale Bedingungen für einen Museumshafen, da hier die Spree ihre breiteste Ausdehnung im innerstädtischen Bereich hat und die Berufsschifffahrt somit durch den Hafen nicht beeinträchtigt wird. Das geplante Museumsgebäude auf dem Wasser ermöglicht zudem einen ganzjährigen Betrieb des Hafens. Dies ist am alten Standort an der Mühlendamschleuse nicht möglich.

Der Projektzeitraum für den Bau der Hafenanlagen ist auf ca. 5 Jahre ausgelegt, wobei für die ersten Jahre die Planung und Genehmigungsfähigkeit sowie die Etablierung der Stiftung anvisiert ist. Eine Bestandsaufnahme des Mauerdenkmals Zoll- und Grenzsteg wird ebenfalls in diesem Zeitraum erfolgen. In den darauf folgenden Jahren wird das Wrack der „Dr. Ingrid Wrengler“ beseitigt und die Bauarbeiten an den Hafenanlagen werden begonnen. Diese sollen 2016 mit der Eröffnung einer Dauerausstellung zu den Themen „Berlin ist aus dem Kahn erbaut“ und „Spree – Grenze zwischen Ost & West“ in Betrieb gehen.

Fotos: Stiftung Museumshafen Berlin