In Berlin-Moabit zwischen Gotzkowskybrücke und Wullenweberstraße liegt das Wikingerufer. Ein wunderschöner Uferwanderweg, nachmittags auf der Sonnenseite mit Blick auf das geschäftige Treiben der Fahrgastschiffe und Sportboote. Doch seit nunmehr fünf Jahren ist das Wikingerufer wegen seiner einsturzgefährdeten Uferwand nicht mehr betretbar. Jetzt will der Senat endlich handeln.

Verwaist und verwittert fristen die Parkbänke ihr Dasein am Wikingerufer in Berlin-Moabit. Das letzte Mal, dass hier Menschen gesessen haben, um den Blick auf die Spree zu genießen, ist schon fünf Jahre her. Denn das Wikingerufer ist nun eine Gefahrenzone, das Betreten des Uferwegs strikt verboten. Ein Bauzaun und Verbotsschilder weisen darauf hin. Der Grund: Die schräge Uferwand weist schwere Schäden und Risse auf und ist daher nicht mehr standsicher. Würde der Uferweg weiterhin genutzt werden, bestünde akute Einsturzgefahr. Das betrifft nicht nur Fußgänger und Radfahrer. Auch die Schifffahrt auf der Spree ist von der Sperrung betroffen. So müssen Schiffe mindestens zehn Meter Abstand von der maroden Steinwand einhalten.

Der Uferwanderweg vor seiner Sperrung im Jahr 2011. Foto: Peter Kuley via Wikimedia Commons

Der Uferwanderweg vor seiner Sperrung im Jahr 2011. Foto: Peter Kuley via Wikimedia Commons

Die Uferwand am Wikingerufer erstreckt sich über 400 Meter und steht dort schon seit über 100 Jahren. Obwohl die Steinmauer über dem Wasserspiegel massiv aussieht, besteht sie unter Wasser aus einer sieben Meter langen Konstruktion aus Holzpfählen und Querbalken. Dahinter ist die eigentliche Uferbegrenzung aus 13 Zentimeter starken Holzpfählen in den Boden gerammt. Die steinerne Wand wiederum ist mit langen Stahlstangen an sogenannten Ankern befestigt, die unter der Promenade am Wikingerufer im Boden stecken. Man geht davon aus, dass mittlerweile einige dieser Anker gerissen sind. Ab einer bestimmten Zahl gerissener Anker kann aber der Rest die Last nicht mehr halten. Dicke Baumwurzeln, die sich in die Uferwand drücken, tun ihr übriges.

Nach fünf Jahren Stillstand verfolgt der Senat nun wohl konkrete Pläne zur Instandsetzung des Wikingerufers. „Die Uferwand wird 2018 saniert. Dazu ist es erforderlich, dass wir bereits in diesem Jahr die Verankerung hinter der Wand erneuern. 32 Bäume müssen deshalb jetzt gefällt werden“, sagt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gegenüber der Berliner Zeitung. Das gefällt nicht Jedem. Denn der Bezirk lehnt die Baumfällungen ab. Für ihn sind nicht die Bäume das Problem und auch nicht die Ursache für die Schäden an der Uferwand, vielmehr wurde die ausreichende Wartung und Instandhaltung der Uferbefestigung viel zu lange versäumt. Solange man nicht wisse, was überhaupt auf der Promenade geschieht und wie die Wand erneuert werden soll, würden auch keine Baumfällungen stattfinden.

Wie es weitergeht am Wikingerufer, scheint also weiterhin ungewiss. Zwar wird mit Kosten von rund sechs Millionen Euro gerechnet, ob nun Bäume gefällt werden oder nicht steht jedoch nicht fest. In einer Versammlung sollen nun zunächst die Anwohner über die Baumaßnahmen informiert werden. Die würden wohl lieber auf den Parkbänken sitzen und die Sonne genießen.