Die Umweltregeln für Schiffe auf See werden drastisch verschärft. Marine Kraftstoffe dürfen demnach künftig nur noch maximal 0,5 Prozent Schwefel enthalten. Bislang lag der Grenzwert bei 3,5 Prozent. Darauf hat sich die Internationale Seeschifforganisation (IMO) geeinigt. Nach Ansicht von Umweltschützern ein richtiger, wenn auch längst überfälliger Schritt.

Die Abstimmung der IMO war mit Spannung erwartet worden, da auf Drängen von Ölindustrie, Reedern und einflussreichen Flaggenstaaten auch eine Verschiebung der Entscheidung auf das Jahr 2025 erwogen worden war. Und das obwohl zuvor eine geleakte Studie im Auftrag der IMO ermittelt hatte, dass eine Verzögerung – aufgrund der immensen Abgasbelastung – rund 200.000 weitere vorzeitige Todesfälle verursacht hätte. Schiffsabgase sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Krebs erregend und allein in Europa pro Jahr für mehr als 50.000 Todesfälle verantwortlich.

„Die Seeschifffahrt hat ein massives Abgasproblem. Und das sowohl bei Kreuzfahrt- als auch Containerschiffen. Es ist richtig, den Ausstieg aus dem Schweröl jetzt einzuleiten und die Seeschifffahrt insgesamt zu mehr Umwelt- und Klimaschutz zu bewegen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Jahrzehntelang habe sich die Branche mit ihren verantwortlichen Akteuren vor dem Problem weggeduckt. Es sei jetzt das richtige Signal, dass die internationale Gemeinschaft wieder das Ruder in die Hand nehme, um die Abgase zu reduzieren. Auch nach der baldigen Reduzierung des Schwefelanteils ist die Gefahr, die von Schweröl ausgeht, längst nicht gebannt. Der Schiffskraftstoff wird noch immer rund 500mal so dreckig sein wie Lkw-Diesel. Funktionierende Abgastechnik, wie sie an Land längst Pflicht ist, ist auf dem Meer kaum verbreitet. „Es ist unklar, woher die Reeder das Recht nehmen, die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima so massiv und weitaus mehr als andere zu belasten“, kritisierte NABU-Verkehrsexperte Daniel Rieger.

So können die Reeder auch künftig weiterhin billiges Restöl verfeuern, wenn sie es mit höherwertigen Kraftstoffen mischen oder einen Schwefelwäscher, so genannte Scrubber, einsetzen. „Selbst in sensiblen Regionen wie der Arktis fahren Schiffe weiter mit Schweröl und setzen die gesamte Region einem unverantwortlichen Risiko aus. Es wird Zeit, dass das giftige Abfallprodukt Schweröl ein für alle mal von unseren Weltmeeren verschwindet. Die volkswirtschaftlichen Kosten für diesen nur scheinbar billigen Kraftstoff sind einfach zu hoch. Wir brauchen dringend ein weltweites Schwerölverbot – und damit auch den Anreiz, künftig stärker auf umweltfreundlichere Antriebsarten zu setzen“, sagte Rieger.

Ralf Nagel vom Verband Deutscher Reeder sieht in der neuen Verordnung eine richtungsweisende Entscheidung. „Damit ist faktisch das Aus für den heute üblichen Schwerölbetrieb der Seeschiffe beschlossen”. So sei der neue weltweite Grenzwert von 0,5 Prozent nur mit aufwendigen Katalysatoren oder mit einem Gasantrieb zu erreichen. „Der neue Schwefel-Grenzwert wird das saubere Flüssiggas LNG und alternative Brennstoffe in der Schifffahrt vorantreiben”, sagte Nagel. „Jetzt wird der moderne Seetransport noch sauberer als jemals zuvor.”  Allerdings existiert noch keine verlässliche Infrastruktur für LNG. Tankstellen sucht man oft vergeblich.

Die Anwohner von Häfen und Küstengewässer profitieren aufgrund der nun besseren Umweltbedingungen besonders. Die fünf großen Containerhäfen am nordwesteuropäischen Festland – Le Havre, Antwerpen, Rotterdam, Bremen und Hamburg – begrüßten den Beschluss des IMO-Ausschusses. „Das trägt bei zu einer saubereren und nachhaltigeren Zukunft der internationalen Schifffahrt”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Häfen versprechen sich eine ökologische Entlastung ihrer Bevölkerung und stehen unter großem Druck, ihre Einwirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.
Titelbild: Jens Rusch via Wikimedia Commons