Im Winter kann man als Skipper zwei besonders schöne Dinge tun: Mit Freunden von vergangenen Sommertörns schwärmen und dabei gleich die nächsten Reisen planen. Ein idealer Tipp für alle, die auch mal abseits der bekannten und viel befahrenen Binnenwasserstraßen Deutschlands etwas Neues kennenlernen wollen ist die 340 Kilometer lange Berlin-Oder-Umfahrt. Die Mischung aus Großstadt Berlin mit einer in weiten Teilen ruhigen und naturbelassenen Flusslandschaft machen sie zu einem einzigartigen Erlebnis. 

Die Hauptstadt ist für viele ein idealer Startpunkt und zugleich auch einer der Höhepunkte der Tour. Die Spree führt mitten durch die Innenstadt vorbei am Regierungsviertel und durch die historische Mitte. Auf dem Oder-Spree-Kanal geht es dann ab der Berliner Stadtgrenze auf einer Strecke von 84 Kilometer durch schier endlos erscheinende Wälder in Richtung Oder. Die an der Strecke liegende Stadt Fürstenwalde und der Erholungsort Müllrose sind reizvolle Landgangziele. Bei km 95 lohnt sich ein Abstecher auf der Spree nach Beeskow und weiter bis zum Schwielochsee. In Eisenhüttenstadt erreicht man nach Passieren der beeindruckenden Zwillingsschachtschleuse aus dem Jahre 1929 die Oder. Bevor es auf ihr weiter flussabwärts geht, bietet sich ein Besuch der in den 1950er Jahren als DDR-Modellstadt auf dem Reißbrett geplanten Stadt an. Unterwegs auf der Oder erwartet die Bootscrew eine weite und stille Landschaft mit nur wenigen beschaulichen Ortschaften an beiden Ufern der Oder und den attraktiven Landgangzielen Stadt Frankfurt (Oder) mit der polnischen Schwesterstadt Slubice und dem polnischen Kostrzyn.

Nach insgesamt 113 Kilometer Oderfahrt biegt die Tour bei Hohensaaten in westlicher Richtung auf die Oder-Havel-Wasserstraße ab. Zunächst muss die Ostschleuse Hohensaaten passiert werden. Nach etwa 13 Kilometer Fahrt durch das flache Oderbruch erreicht man den Barnim, ein eiszeitlich geprägter Höhenzug. Die 36 Meter Höhenunterschied überwindet man entweder über den Oder-Havel-Kanal mit Deutschlands größtem Schiffsfahrstuhl, dem Schiffshebewerk Niederfinow oder alternativ über den Finowkanal mit 12 Schleusen. Wer ausreichend Zeit mitbringt, sollte sich die 34 Kilometer lange Fahrt auf Deutschlands ältestem noch in Betrieb befindenden Kanal nicht entgehen lassen. Hier gibt es zahlreiche Landgangattraktionen in den Anrainerorten sowie vor allem in der Stadt Eberswalde. Längere naturbelassene Abschnitte bieten viel Raum zur Erholung. Bei km 50 stößt der Finowkanal wieder auf den Oder-Havel-Kanal. Von dort sind es noch etwa 25 Kilometer bis Oranienburg, recht nah bei Berlin. Nach weiteren 25 Kilometer Fahrt auf dem Oder-Havel-Kanal erreicht man nach Passieren der Schleuse Spandau wieder die Spree und nach etwa 16 Kilometer die Berliner Innenstadt.

Tipp:
Gastliegeplätze bieten gut ausgestattete Sportboothäfen während der gesamten Umfahrt an. Wer die Bootstour mit Radausflügen kombinieren will, kommt hier voll auf seine Kosten. Es gibt zahlreiche attraktive Radwege. Abstecher lohnen sich auch beispielsweise zur Großpolnischen Schleife über die Warthe bei Küstrin.

Was gilt es zu beachten?
Aufgrund einer durchschnittlichen Strömungsgeschwindigkeit von 4 bis 7 km/h auf der Oder wird empfohlen, die Oder flussabwärts befahren. Eine Befahrung der Oder flussaufwärts ist für Boote mit einer ausreichenden Motorisierung zwar grundsätzlich auch möglich, erfordert aber mehr Zeit (ca. einen Tag) und führt zu einem deutlich erhöhten Kraftstoffverbrauch.

Die nautischen Bedingungen auf der Oder können bedingt durch Hochwasser im Frühjahr und niedrigen Wasserständen bei längeren Trockenperioden im Sommer sehr unterschiedlich ausfallen. Die Wasserstandsschwankungen und Strömungsverhältnisse machen die Oder zu einem anspruchsvollen Gewässer, für dessen Befahrung möglichst Bootstourenerfahrung zu empfehlen ist.

Boote mit einem Tiefgang unter 1 Meter können die Oder im Regelfall auch bei niedrigeren Wasserständen zwischen Eisenhüttenstadt und Hohensaaten im Sommerhalbjahr durchgängig befahren. Für Boote mit mehr Tiefgang sind April und Mai sowie September und Oktober hinsichtlich des Wasserstandes die am besten geeigneten Reisezeiten.

Seit dem Beitritt Polens zum Schengener Abkommen 2007 sind keinerlei Grenzformalitäten mehr erforderlich. Mitzuführen ist aber eine Nationalflagge. Für die Befahrung ist ein Sportbootführerschein Binnen zwingend erforderlich.

Ab dem 1. Januar 2018 geht außerdem die neue Internetseite www.berlin-oder-umfahrt.de mit vielen Informationen zu diesem Törn online.