Seltenes Naturschauspiel: Heute kommt uns der Mond besonders nah. Dadurch wird nicht nur ein Riesen-Vollmond am Nachthimmel zu sehen sein. Aufgrund der höheren Anziehungskraft des Mondes wird auch mit einer intensiveren Springtide gerechnet.

Bereits vor einigen Wochen erhielten wir einen Vorgeschmack auf das Naturphänomen. Am 16. Oktober trennten nur 357 860 Kilometer die Erde und den Mond. Heute wird es noch spektakulärer. Dabei kommt es nicht häufig vor, dass uns der Erdtrabant so nahe kommt – und das bei Vollmond.  Genauer gesagt ist das letzte vergleichbare Ereignis über 114 Jahre her. Denn am 4. Januar 1912 war uns der Mond noch näher.

Um exakt 14.52 Uhr tritt heute die Vollmondphase ein. Nur drei Stunden nähert sich der Mond der Erde auf eine fast besorgniserregende  Distanz von nur 356.500 Kilometern. Damit ist er uns etwa 50.000 Kilometer näher als in seiner fernsten Position. Das Resultat: Der Mond wirkt für uns besonders groß und gibt ein spektakuläres Bild ab. Vorausgesetzt es ist wolkenfreier Himmel. Das wird auch verstärkt Einfluss auf die Gezeiten haben. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa äußerte sich Guido Thimm vom Zentrum der Astronomie an der Universität Heidelberg: „Je näher der Mond an der Erde ist, desto höher ist die Gravitationskraft. Das kann zu höheren Springfluten führen“. Gravierende Auswirkungen seien dennoch nicht zu erwarten.

Die Position des Mondes relativ zur Sonne und Erde ist ausschlaggebend für die Stärke der Gezeiten. Etwa alle 14 Tage – bei Vollmond und Neumond – stehen Mond, Erde und Sonne in einer Linie, ihre Anziehungskraft summiert sich. Man spricht dann von einer Springtide. Diese macht sich in einer hohen Flut und eine besonders niedrigen Ebbe bemerkbar, normalerweise ist dies mit Ausnahme von Flussmündungen und an Meerengen  eher unauffällig. Dadurch, dass der Mond uns heute so nah kommt wie selten ist auch seine Anziehungskraft stärker. Es wird also damit gerechnet, dass die Springtide intensiver ausfallen könnte. Angst vor Sturmfluten muss dennoch niemand haben.

Und letztendlich ist das Himmelsphänomen, über das gerade so viel gesprochen wird, weniger spektakulär als viele erwarten. Denn am Himmel wird der Größenunterschied nicht allzu groß sein. Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) spricht von einem Unterschied im Größenverhältnis zum Mond in der größten Entfernung von etwa 14 Prozent, was dem Größenverhältnis einer 1-Euro zu einer 2-Euro-Münze entspricht. Bezogen auf die Helligkeit des Mondes mache der Unterschied etwa 30 Prozent aus. Und auch allzu selten kommt das nicht vor. Im Schnitt treten ähnliche Phänomene alle 13,6 Monate auf.

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