Der stillgelegte Tagebau Cottbus-Nord hat sich in eine Großbaustelle verwandelt:  Wo früher Braunkohle gefördert wurde, soll nun der riesige Cottbusser Ostsee entstehen. Bereits jetzt sind 70 Kipplaster im Einsatz, die mächtige Erdmassen bewegen. Denn die Vorbereitungen für die Flutung soll bis 2018 abgeschlossen sein. Am Donnerstag stellte nun der neue Tagebaubetreiber LEAG seine Pläne vor. Über die sind nicht alle Beteiligten glücklich.
Gigantisches Projekt mit Chancen für die Region
Im Herbst vergangenen Jahres schickte Vattenfall die letzten Bergarbeiter aus Cottbus-Nord in den Ruhestand oder in andere Tagebaue. Hier soll sich nun das Gewässer  auf einer Fläche von 19 Quadratkilometern ausbreiten. Damit wäre der See etwa dreimal so groß wie die Talsperre Spremberg und Deutschlands größter künstlicher See. Wo früher Millionen Tonnen von Braunkohle gefördert und anschließend im Kraftwerk Jänschwalde verarbeitet wurden, sollen bald Familien an weißen Sandstränden liegen und im sauberen Seewasser planschen können. Von der längsten Strandpromenade zwischen Rostock und Rimini ist die Rede. Touristen könnten sich auf Häfen, Wasserskianlagen, Naturschutzgebiete und bis zu 80 Zentimeter hohe Wellen freuen. Dazu einigte man sich nach einem öffentlichen Wettbewerb auf den Namen „Ostsee“. Der wird mehr als doppelt so groß wie der Berliner Müggelsee  und an einigen Stellen fünfmal so tief sein. Mit seinen 19 Quadratkilometern Wasserfläche und 25 Kilometern Uferlänge soll der See zudem viel Platz für Mensch und Natur bieten.  Naherholung und Tourismus sind an den südwestlichen bis nördlichen Uferzonen vorgesehen. Dort planen sowohl die Stadt Cottbus als auch die Gemeinde Teichland Häfen, von denen ab Mitte der 2020-er Jahre Hobby-Kapitäne in See stechen können.

Foto/Grafik: Vattenfall

Enormer Aufwand
Der Aufwand, der mit der Entstehung des neuen Sees einhergeht, ist enorm : Die Ränder der Grube müssen befestigt und stark abgeflacht werden. Das soll spätere Rutschungen vermeiden. Zudem sollen die Ränder  künftig als Uferböschung der „Badewanne für Cottbus“ dienen. In der Innenkippe, wo bisher die Kohle freigelegt wurde, werden Sandhügel abgetragen, damit an diesen Stellen später die Mindestwassertiefe von zwei Metern erreicht wird. Nur so können ist künftig auch Sportschifffahrt auf dem Ostsee möglich. Mit dem Sand wird wiederum die bisherige Ausfahrt der Kohlezüge aufgefüllt.  Ab 2019 wird der Tagebau dann mit insgesamt 280 Millionen Kubikmeter Wasser gefüllt. Das entspricht der Wassermenge von anderthalb Milliarden Badewannen und soll zwischen fünf und elf Jahre in Anspruch nehmen.

Kritik von Anwohnern und Umweltschützern
Gegen das Projekt sind bereits hunderte Beschwerden eingegangen. Anwohner, Umweltverbände und Wasserexperten sehen hohe langfristige Risiken, die durch die Flutung entstehen könnten. In einer Stellungnahme äußert sich die Umweltorganisation Grüne Liga:„Der Tagebausee wird die bergbaubedingte Versalzung der Spree mit Sulfat weiter erhöhen. Die Trinkwasserqualität für zwei Millionen Wasserkunden in Berlin und Brandenburg ist dadurch zunehmend bedroht.“ Auch Anwohner äußerten ihr Unbehagen. Nördlich des Sees werden viele Menschen in der Zukunft unterhalb des Seewasserspiegels leben. Die fürchten nun die Naturgewalten und sehen ihre Grundstücke gefährdet.

LEAG hat keine Bedenken
Der neue Tagebaubetreiber LEAG, der das Gelände von Vattenfall übernahm, hält die Befürchtungen für unbegründet. Durch die große Menge an Spreewasser, die zur Flutung verwendet werden soll, sei mit dem Cottbuser Ostsee ein wesentlicher Anstieg der Sulfatkonzentration in der Spree nicht zu erwarten, so ein Firmensprecher. Sie werde am Auslauf des Ostsees etwa bei 500 mg/l liegen, und entsprechend der prognostizierten Jahresmenge, die den Ostsee wieder in Richtung Spree verlässt, nicht mehr als 3 bis 4 Prozent der Sulfatkonzentration ausmachen, welche am Pegel Lübben gemessen wird. Damit fällt der Anteil des Überschusswassers vom Cottbuser Ostsee künftig geringer aus als der des derzeit in Cottbus-Nord gehobenen Grubenwassers, das am Pegel Lübben einen Anteil von etwa 5 Prozent ausmacht. Auch ein sichtbarer Eisenaustrag aus dem Cottbuser Ostsee und damit eine Braunfärbung der Spree sei nicht zu erwarten, so die LEAG.

Frühestens 2018 wird mit der abschließenden Genehmigung für die Flutung des geplanten Ostsees gerechnet. Am kommenden Dienstag startet das Landesbergamt ein Erörterungsverfahren.
Grafiken: Vattenfall