Am 29. April 2017, zur landesweiten Aktion „Brandenburg radelt an“, wird im Ruppiner Seenland die Erweiterung des Stechlinseeradweges eröffnet. Ab sofort ist es nun möglich, von Gransee aus, auf gemütlichen 26 Kilometern, quer durch den Naturpark Stechlin-Ruppiner-Land, bis zum sagenumwobenen Stechlinsee zu radeln. 

Startpunkt des Stechlinseeradwegs ist der Bahnhof Gransee, den man zum Beispiel vom Berliner Hauptbahnhof aus stündlich mit der Regionalbahn RE 5 in 50 Minuten erreicht. In Gransee führt die Strecke am Schinkelplatz mit dem Denkmal für die beliebte preußische Königin Luise vorbei. Das Denkmal erinnert daran, dass der Trauerzug für die jung verstorbene Königin auf dem Weg von Neustrelitz nach Charlottenburg hier Station machte und der Sarg in der Nacht vom 25. zum 26. Juli 1810 auf dem Platz aufgebahrt wurde. Gransee ist noch heute von einer fast vollständigen Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert umgeben. Erhalten und sehenswert sind auch die historischen Weichhäuser, der Pulverturm sowie das Ruppiner Tor. Wahrzeichen der Stadt ist die Marienkirche, deren Doppelturm begehbar ist (von April bis Oktober für Besichtigungen geöffnet).

Von Gransee aus geht es abseits der Straße durch die von Wäldern und Feldern gesäumte Landschaft Nordbrandenburgs. Ganz eben ist die Strecke und perfekt zu radeln. Der für den Radweg gewählte Belag ist auch für Skater bestens geeignet. Der neue sechs Kilometer lange Streckenabschnitt, der nun für die Anbindung an Gransee sorgt, verläuft auf der Trasse der ehemaligen Stechlinseebahn, die von 1930 bis 1969 zwischen Gransee und Neuglobsow verkehrte. An die Geschichte des Weges erinnern alte Kilometersteine und Bahnschwellen am Wegesrand sowie Infotafeln, die an den ehemaligen kleinen Bahnhofsgebäuden zu finden sind.

Kurz vor Schulzendorf ist ein Rastplatz, der gleichzeitig der Gedenkort für die 1316 stattgefundene  „Schlacht bei Gransee“ ist, die als die größte Schlacht des Mittelalters zwischen Mecklenburg und Brandenburg gilt. Nach rund 16 Kilometern erreicht man Menz, einen Ortsteil der Gemeinde Stechlin. Hier lohnt ein Besuch im NaturParkHaus Stechlin, das mit seiner Erlebnisausstellung sowie dem Sinnesgarten einen guten Einblick in die Besonderheiten dieses Naturraumes gibt (Öffnungszeiten: Mai bis September Montag bis Sonntag 10-18 Uhr, Oktober bis April 10-16 Uhr). Für einen Einkehrstopp empfiehlt sich in Menz das gemütliche Café Bric à Brac, das der Liedermacher Jan Koch hier gemeinsam mit seiner aus Frankreich stammenden Frau Aurore betreibt. Sie ist auch für die französische Note der Küche verantwortlich.

Von Menz aus sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Neuglobsow, das direkt am Ufer des Stechlinsees liegt. Der Weg zum See führt am traditionellen Landgasthof „Fontanehaus“ vorbei, wo Theodor Fontane bereits unter Lindenbäumen gesessen hat. Auf der Karte steht deshalb, neben den typischen Stechlinsee-Maränen, auch der deftige Fontaneschmaus – eine mit Speck und Poree gefüllte Rindsroulade, die mit Rotkohl und Karoffelpürree serviert wird. Informationen zum See und zur Region gibt es in der Tourist Information. Sie ist im kleinen und sehenswerten Glasmacher-Museum Neuglobsow zu finden, das an die Gründungszeiten Neuglobsows als Glasmacher-Dorf erinnert (Öffnungszeiten Glasmacherhaus täglich 10-16 Uhr).

Der Stechlinsee ist für seine fantastische Wasserqualität und hohe Sichtbarkeit bekannt. Foto: TMB

Der Stechlinsee ist für seine fantastische Wasserqualität und hohe Sichtbarkeit bekannt. Foto: TMB/ Steffen Lehmann

Nur wenige Meter weiter glitzert der Stechlinsee blau zwischen den Buchen hindurch, die am Ufer des Sees dicht an dicht stehen. Er ist der größte Klarwassersee Norddeutschlands, der an seiner tiefsten Stelle eindrucksvolle 69,5 Meter misst. Im Durchschnitt kann man im Wasser des Sees bis zu zehn Meter weit sehen. Theodor Fontane hat ihm mit seinem Roman „Der Stechlin“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Unheimlich geht es in der Sage vom Roten Hahn zu, der vom Grund des Stechlinsees herauf kommt, wenn ein Fischer an einer ihm nicht genehmen Stelle fischt. Im Sommer lohnt es sich unbedingt für diese Tour die Badesachen einzupacken. Das kleine Strandbad Neuglobsow ist ohne Eintritt frei zugänglich und der Genuss im glasklaren Wasser zu schwimmen ist groß.

Wer von hier aus ein wenig weiter am Ufer entlangfährt, erreicht nach kurzer Zeit die Fischerei Stechlinsee. Drei Fischer-Generationen der Familie Böttcher sind auf dem See unterwegs. Im Imbiss der Fischerei sind viele heimische Fischarten aus dem Naturpark Stechlin im Angebot. Je nach Fang gehören zum Beispiel die Kleine Maräne, Aal, Hecht, Flussbarsch, Schlei oder Plötze dazu (geöffnet von Freitag bis Sonntag, 11-17 Uhr.

Den Rückweg kann man über die gleiche Strecke antreten, oder von Neuglobsow aus zehn Kilometer weiter über die Radwege Berlin-Kopenhagen und die Tour Brandenburg bis in die Wasserstadt Fürstenberg/Havel radeln. Von hier aus ist dann wieder der Zustieg in die Regionalbahn möglich. Wer aus dem Ausflug eine Kurzreise machen möchte, kann in der Region natürlich auch übernachten. Hier bieten sich zum Beispiel die Apartments und Ferienwohnung „Mal wieder Land sehen“ in Zernikow oder das Künstlerhaus am Roofensee an.

Vom Stechlinseeradweg aus sind auch Abstecher nach Lindow, Meseberg oder nach Altglobsow möglich, wo man in der gläsernen Manufaktur „Drei Jahreszeiten“ auf dem Biohof Kepos zusehen kann, wie regionale Köstlichkeiten zubereitet werden. Die Orientierung erleichtert hier das System des Knotenpunktradelns, das nun im gesamten Landkreis Oberhavel angewendet wird. An Kreuzungen von mindestens drei Radwegen ist an den Wegweisern ein rotes Schild mit einer Nummer angebracht. Man radelt also von Zahl zu Zahl und kann auf diese Weise verschiedene Radwege miteinander kombinieren und sich seine Tour ganz individuell zusammenstellen.

Der neue Abschnitt des Stechlinseeradweges wird am 29. April 2017 im Rahmen der landesweiten Aktion „Brandenburg radelt an“ offiziell eröffnet. Die Strecke ist aber bereits jetzt befahrbar und ausgeschildert. Zum Anradeln wird es geführte Radtouren und kleine Veranstaltungen entlang der Strecke geben.