Lukas Brand  ist überglücklich: Am vergangenen Wochenende ist der 19-Jährige mit den Menschen zusammen gewesen, deren selbstlosen Einsatz für das Leben anderer er seit seiner Kindheit bewundert. Mit jeder Stunde bei den Seenotrettern wuchs sein Respekt vor ihrer Leistung. Der Sauerländer erfuhr beim „Überleben-auf-See-Training“ am eigenen Leib, was die Seenotretter im Extremfall leisten müssen. Und in Laboe, an Bord des Seenotrettungskreuzers BERLIN, erlebte er für 24 Stunden den Alltag der Besatzung. Der Gymnasiast ist der Gewinner des Online-Wettbewerbs „Werde Seenotretter für einen Tag“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS).

Der Seenotrettungskreuzer Berlin

Foto: DGzRS Der Seenotrettungskreuzer Berlin

Die Voraussetzungen waren simpel: Teilnehmer sollten ein Bild von sich auf der Seite der Seenotretter hochladen und dazu schreiben, warum sie unbedingt Seenotretter werden möchten und für den Tageseinsatz genau der oder die Richtige sind. Und dann heißt es für jede Menge Klicks sorgen. Also Freunde, Bekannte, Familie und Arbeitskollegen mit ins Boot holen und so jede Menge Unterstützung organisieren. Aus den zehn Teilnehmern, die dann am Ende die meisten Klicks bekommen haben, wurde der Gewinner ermittelt. Dieses Jahr war Lukas Brand der Glückliche. Zwischen Ende Mai und Anfang August hatten sich rund 500 Frauen und Männer um den Platz auf der BERLIN beworben. Brand nutzte alle sozialen Netzwerke und begeisterte seine Mitstreiter beim katholischen Kolpingwerk, in dem er sich engagiert. „Ich war manchmal schon penetrant“, sagte er mit einem Schmunzeln. Am Ende gehörte er mit 718 Stimmen zu den zehn erstplatzierten Bewerbern, unter denen der Gewinner ausgelost wurde.

Akribische Vorbereitung
Um bestmöglich auf seine Aufgaben an Bord der BERLIN vorbereitet zu sein, absolvierte Brand zunächst ein anspruchsvolles „Überleben-auf-See-Training“. Dafür stellte die Firma OffTEC den Seenotrettern ihr modernes Ausbildungszentrum in Enge-Sande zur Verfügung. Bei mehr als zwei Metern Seegang, Sturm und Dunkelheit trieb er im Überlebensanzug gemeinsam mit erfahrenen Seenotrettern im Wasser, lernte den Umgang mit der Rettungsweste und musste eine Rettungsinsel besteigen.

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Der freiwillige Seenotarzt Markus Stumm (l.) und Arbeitssicherheit-Fachkraft André Rick aus der DGzRS-Zentrale haben Lukas Brand in ihre Mitte genommen. Foto: DGzRS

Aufregende Stunden an Bord
„Den größten Respekt hatte ich vor dem simulierten Sprung von Bord aus großer Höhe ins Wasser“, sagte der 19-Jährige nach dem Training. Doch der sportliche Gymnasiast meisterte auch diese Herausforderung. „Am meisten beeindruckt hat mich der große Teamgeist der Seenotretter. Alle haben auf mich geachtet, zu jedem Zeitpunkt des Trainings habe ich mich sicher und gut aufgehoben gefühlt.“ Nach dem Aufstehen gegen 6.30 Uhr forderte ihn die Männer-WG auf See für die Bordroutine: Frühstück machen und „Rein Schiff“ standen an, bevor es mit der BERLIN zur Kontrollfahrt auf die Ostsee hinausging. Dort bediente Brand bei einer Übung die Feuerlöschmonitore und bei einem Schleppmanöver durfte er sogar das Tochterboot STEPPKE steuern. „Das war aufregend“, sagte der 19-Jährige begeistert als die BERLIN wieder im Hafen von Laboe lag. „Meine Erwartungen sind übertroffen worden: Ich habe mich sofort als Teil der großen Seenotretter-Familie gefühlt. Ich war nicht nur dabei, sondern mittendrin und werde die Stunden als ‚Seenotretter für einen Tag‘ nie vergessen“, so Brand.

Titelfoto: DGzRS