Es ist die große Eröffnung eines neuen Hauses für die Kunst in Brandenburg: Mitten in der neuen historischen Mitte von Potsdam, direkt gegenüber vom Landtag, öffnet am 23. Januar 2017 das Museum Barberini seine Tore. Das bei einem Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs 1945 zerstörte Palais am Alten Markt wurde aus Mitteln der Hasso Plattner Förderstiftung mit historischer Fassade wieder errichtet. Ein Interview mit Dr. Ortrud Westheider, Direktorin des Museum Barberini.

Frau Westheider, ein neues Museum mit Kunstwerken zu füllen, ist für eine Museumsdirektorin bestimmt ein besonderes Ereignis.
Es ist eine wundervolle Aufgabe. Ich hatte im vergangenen Jahr oft die Möglichkeit, während der Bauphase das Entstehen der Räume zu beobachten. In dieser Zeit haben wir die ersten Ausstellungen geplant und ein Modell für die Hängung der Gemälde gebaut. Wie die Gemälde aber wirken, wie das Zusammenspiel mit Raumhöhe, Licht und Sichtachsen ist, stellt sich erst an Ort und Stelle heraus – deshalb war es ein aufregender Moment, als die Werke Einzug hielten.

Der Palast Barberini im Jahr 1779.

Der Palast Barberini im Jahr 1779.

Wie erleben Sie das Museum jetzt, kurz vor der Eröffnung?
Ende November haben wir das leere Museum der Öffentlichkeit gezeigt und es waren schon 24.500 Gäste im Haus. Auch wenn in den Wochen vor der Eröffnung konzentrierte Ruhe im Haus herrscht, prägt die Vorfreude der Besucher unsere Arbeit. Das Palais Barberini war bis zu seiner Zerstörung ein wichtiger Ort im kulturellen Leben Potsdams. Es gibt durch Erzählungen oder aus eigener Anschauung immer noch viele Erinnerungen an den Vorgängerbau. Ich hatte den Eindruck, dass sich die Besucher bereits jetzt mit dem neuen Museum identifizieren.

Mit dem Museum Barberini und der Sammlung von Hasso Plattner wird Potsdam mit einem Mal ein wichtiger Ort in der nationalen und internationalen Kunstszene. Wie ist das Museum dafür gerüstet?
Wir arbeiten schon für die ersten Ausstellungen mit nationalen und internationalen Partnern zusammen. 30 Museen und Privatsammlungen geben ihre kostbaren Werke, die wir in den Ausstellungen mit den Gemälden aus der Sammlung von Herrn Plattner zusammenbringen. Darunter bedeutende Museen wie Eremitage in St. Petersburg, die National Gallery in Washington oder das Israel Museum in Jerusalem. In einem öffentlichen Symposium haben wir bereits im Juni Impressionismusforscher aus Deutschland, England und den USA zu Gast gehabt, deren Vorträge wir jetzt im Ausstellungskatalog zum Nachlesen veröffentlichen. Dieser internationale wissenschaftliche Austausch ist die Grundlage unserer Arbeit.

Hasso Plattner hat seine Sammlung über Jahrzehnte zusammengetragen. Welche Kunstwerke umfasst die Sammlung, die im Museum Barberini gezeigt wird?
Die Sammlung von Herrn Plattner hat einen wichtigen Schwerpunkt im Impressionismus. Daneben sind es die Klassiker der Moderne, die ihn seit Jahren beschäftigen. Von diesen zwei Sammelthemen gehen die ersten beiden Ausstellungen aus. Daneben zeigen wir 20 Werke aus der heute 80 Werke umfassenden Sammlung der Hasso Plattner Stiftung, die den Präsenzbestand des Museums Barberini ausmacht. Hier haben wir Arbeiten von Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Stefan Plenkers u. a. ausgesucht – als Vorgeschmack auf die Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“, die wir im Herbst 2017 zeigen werden.

Können Sie die Sammlung von Hasso Plattner einordnen? Welchen Stellenwert nimmt sie im nationalen und internationalen Vergleich ein?
Herr Plattner hat ein unbestechliches Auge für die Qualität von Malerei. Deshalb fanden viele Spitzenbilder ihren Weg in die Sammlung. Im Bereich der impressionistischen Landschaft ist die Sammlung Weltklasse.

Die hochkarätigen Bilder der Sammlung sprechen für sich. Wird es auch Angebote für Kinder und Jugendliche geben, die Sammlung und das Museum zu entdecken?
Wir geben Schulklassen und Kindergruppen in der Woche auch vor den regulären Öffnungszeiten die Möglichkeit, die Kunstwerke zu erleben und in unserem Atelier praktisch zu arbeiten. Wir werden auch Lehrerfortbildungen anbieten und mit den Schulen in Brandenburg zusammenarbeiten. Der Eintritt ins Museum Barberini ist für alle unter 18 Jahren kostenlos.

Gibt es bereits ein Kunstwerk aus der Sammlung, das Sie besonders ins Herz geschlossen haben?
Es gibt in der Ausstellung „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft“ ein rätselhaftes Bild, das mich fasziniert. Es ist eine der seltenen Nachtlandschaften des Impressionismus. Claude Monet zeigt darauf den nächtlichen Hafen von Le Havre. Es steht im Zusammenhang mit dem Gemälde „Impression, Sonnenaufgang“, das 1874 in der ersten Impressionistenausstellung, der Künstlergruppe ihren Namen gab.