Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) hat gestern die Schutzverordnung für den Müggelsee unterschrieben. Der größere Teil des Sees wird demnach Landschaftsschutzgebiet, kleinere Randbereiche im Süden und Osten werden unter Naturschutz gestellt. Gleichzeitig unterschrieb die Senatorin mit dem Bezirk Treptow-Köpenick eine Vereinbarung über die Erarbeitung einer Steganlagenkonzeption.

Der Müggelsee wurde im Jahr 2002 als Berliner Natura-2000-Gebiet identifiziert und als solches dann an die EU-Kommission gemeldet. Entsprechend den EU-Richtlinien ist das Land Berlin verpflichtet, jedes so genannte Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) und jedes europäische Vogelschutzgebiet rechtlich zu sichern. Andernfalls drohen Strafzahlungen. Der Große Müggelsee mit seinen Seitengewässern ist jedoch auch ein  beliebtes Naherholungsgebiet, dass von Berlinern als Gebiet zur Entspannung, für den Wassersport und zur Erholung genutzt wird. Kaum verwunderlich also, dass sich 700 Einzelpersonen, Vereine und Verbände seit Bekanntgabe der Pläne im vergangenen Spätsommer bei der Senatsverwaltung beschwert hatten. Sie befürchteten Einschränkungen beim Wassersport und Baden. Die nun verabschiedete Verordnung soll einen Kompromiss zwischen den Interessen der Sportvereine, der Anwohner und dem Naturschutz erlauben. Vorausgegangen war ein intensiver Diskussionsprozess, an dem sich Naturschützer, Sportvereine und Vertreter der Anwohner und die Senatsverwaltung beteiligt haben.

Laut Senat sei das individuelle Segeln, Rudern und Kanufahren auf dem Müggelsee und den angrenzenden Gewässern künftig weiter möglich wie bisher. Auch organisierter Wassersport könne weiter im Landschaftsschutzgebiet Müggelsee ausgeübt werden. Die schmalen Streifen in Ufernähe, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, sollten allerdings nicht befahren werden. Mit den Sportverbänden sollen nun freiwillige Vereinbarungen getroffen werden, wie diese schmalen Streifen gemeinsam geschützt werden können.  Für den Juli ist ein „Werkstattgespräch“ mit den relevanten Akteuren geplant. Ziel ist es, die Vereinbarung im Herbst zu unterschreiben. Senatorin Regine Günther sagt: „Es ist uns gelungen, einen guten Ausgleich zwischen den Belangen der Natur und des Sports zu finden. Ich möchte, dass die Schönheit der Natur am Müggelsee erhalten bleibt, damit alle Berlinerinnen und Berliner sie genießen können – ob als Spaziergänger, Badende oder als Wassersportler. Auch unsere Kinder und Enkel sollen einen intakten Müggelsee zur Erholung und Entspannung vorfinden.“

Die Senatorin hat mit dem Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel, eine Vereinbarung über bezirkliche Steganlagenkonzeption unterschrieben. Darin wird festgehalten, dass diese Konzeption für den gesamten Müggelsee einschließlich des Bereichs „Die Bänke“ und der Rahnsdorfer Inseln erarbeitet wird und für den Bereich „Die Bänke“ und Rahnsdorfer Inseln auch die Stege umfasst, die nicht nur reine Sportbootstege sind, sondern auch der Erschließung dienen.

Mit dem Inkrafttreten der Verordnung ist der Streit für den Senat abgeschlossen. Regine Günther: „Ich bedanke mich bei allen, die sich seit vielen Monaten engagiert in den Diskussionsprozess eingebracht haben.“ Unklar noch, ob sich die Senatorin zu früh freut. Laut Berliner Kurier ziehen einige Vereine bereits Klage in Erwägung.  Von anderer Seite wird außerdem kritisiert, dass bislang nur mit den Sportvereinen und -verbänden, nicht aber mit privaten Nutzern gesprochen worden sei.