Bereits seit 1949 ist der Riemser Seglerverein auf dem Gelände an der Griestower Wiek bei Greifswald ansässig. Nun steht er vor dem Aus. Der Grund: Eine Bautzener Immobilienfirma möchte hier Wohnungen errichten, dazu wurden weite Teile des Dorfes Riemserort vom Investor erworben. Der geht nun alles andere als zimperlich mit den Seglern um.

Etwa 15 Kilometer von Greifswald entfernt liegt das Dorf Riemserort. Lange Zeit fungierte es als Wohnsiedlung für das 1910 gegründete Tierseuchenforschungsinstitut und war bis zur Wende durch eine Wache am Ortseingang abgeriegelt. Mehr als 1000 Einwohner lebten zu DDR-Zeiten in Riemserort. Heute sind es nach Angaben der Stadt rund 450. Doch die Investmentfirma A4res Group GmbH hat große Pläne für den Greifswalder Ortsteil: „Wir wollen den Stadtteil in einen lebenswerten von Gärten und Grün geprägten Ort am Wasser entwickeln. Um das zu erreichen, wollen wir nicht nur die Gebäude sanieren, sondern auch die Straßen und Wege sowie die verwilderten und vernachlässigten Flächen rekultivieren“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Auch Bausenator Jörg Hochheim spricht von „Aufbruchstimmung“ und betonte: „25 Jahre Stillstand sind genug. Endlich kann der Stadtteil entwickelt und aufgewertet werden“. Da kann so ein Segelverein schon mal lästig werden. Denn der scheint der angestrebten Aufwertung und Entwicklung im Weg zu stehen.

Grundsätzlich wirkt sich der Verkauf nicht auf den Pachtvertrag mit dem Riemser Segelverein aus – dieser läuft noch bis 2019. Dennoch hat der Investor den Seglern nun die Kündigung ausgesprochen. Seiner Ansicht nach würde der Verein seine vertraglichen Pflichten vernachlässigen und ließe das Gelände verlottern. Ein schmutziger Trick? Die Segler widersprechen zumindest heftig. Um den Erhalt des Geländes habe sich der Verein in der Vergangenheit eigenständig gekümmert. Für Investitionen am Vereinsheim sei die Verpächterin, die Baubetreuungsgesellschaft Neubrandenburg mbH verantwortlich gewesen. Die wiederum habe für keine Kosten aufkommen können und hätte schließlich Insolvenz anmelden müssen. Daraufhin wurde das Gelände an die besagte Bautzener Immobilienfirma veräußert. Denn den geforderten Kaufpreis von etwa einer Million Euro konnte der Segelverein nicht stemmen.

Endgültig ist die Rechtsfrage, ob die sofortige Kündigung wirksam ist, noch nicht geklärt. Doch der Investor hat bereits die nächste Runde eingeläutet. Und die könnte die letzte für den Riemser Segelverein sein. Der Strom wurde abgeschaltet, das Gelände einzäunt.  Zudem sollen eingelagerte Boote und Yachten bis zum Jahresende entfernt werden sowie Schadensersatz für unterbliebene Investitionen gezahlt werden. Sollten die Vereinsmitglieder sich dem Gebaren der Immobilienfirma nicht beugen und das Gelände bis zum 31.12. geräumt haben, so fürchten man in Riemserort eine Räumumgsklage. Alle außergerichtliche Vergleichsangebote der Segler wurden ausgeschlagen.

Obwohl mittlerweile auch überregional über den Fall berichtet wird, hat der Segelverein wohl kaum eine Zukunft an seinem traditionellen Standort. Zwar gibt es Verhandlungen  über die Pachtung eines neuen Vereinsheims auf der Insel Riems, die Mitglieder werden jedoch wohl nach Greifswald oder dem 30 Minuten entfernten Stahlbrode ausweichen müssen.