Endlich ist es geschafft: Nach einer nie enden wollenden Hängepartie treten morgen die Verordnungen für insgesamt sechs Naturschutzgebiete in der  Nord- und Ostsee in Kraft. Bereits vor über 18 Monaten hatte das Bundesumweltministerium die Entwürfe veröffentlicht – seitdem streiten die beteiligten Ministerien für Fischerei, Verkehr, Wirtschaft und Forschung um den Schutz von Schweinswalen, Seevögeln und seltenen Lebensräumen. Die Ministerien forderten zusätzliche Ausnahmen für Angler oder Wissenschaft.

Natura 2000 ist ein Netzwerk von Schutzgebieten, zu dem innerhalb der Europäischen Union mittlerweile 26.000 Flächen zählen – von der nordischen Tundra bis zu beliebten Mittelmeerstränden. Die Gebiete sind ein wichtiges Instrument, um den voranschreitenden Schwund von Tier- und Pflanzenarten zu stoppen. Doch häufig fehlen fundierte Managementpläne, um den Naturschutz in den Gebieten langfristig zu sichern. Das soll sich nun in Nord- und Ostsee ändern- So hatte das Bundesumweltministerium bereits vor über 18 Monaten die Entwürfe für insgesamt sechs Naturschutzgebietsverordnungen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nord- und Ostsee veröffentlicht. Danach entbrannte jedoch ein Streit in der Politik, denn Angler und Fischer fühlten sich benachteiligt und hofften, auch weiterhin innerhalb der Schutzzonen fischen zu dürfen. Dieser Streit wurde nun zugunsten des Umweltschutzes beigelegt – morgen treten die Schutzzonen in Kraft.

 Die großen deutschen Umweltverbände äußerten sich ein in einer gemeinsamen Erklärung: „Mit den Schutzgebietsverordnungen hat das Bundesumweltministerium einen wichtigen ersten Schritt zum Schutz der Artenvielfalt an unseren Küsten gemacht. Es ist richtig, dabei auch die Freizeitfischerei in die Pflicht zu nehmen und Schutzgebiete teilweise für Angler zu sperren. Auch ist es richtig, Vorhaben der wissenschaftlichen Forschung auf ihre Naturverträglichkeit zu prüfen. Trotzdem reichen die Verordnungen allein nicht aus. Das nun folgende Schutzgebietsmanagement muss Lücken in den Verordnungen füllen, um Schweinswale und Seevögel  effektiv zu schützen. Die neue Bundesregierung muss dieses zügig angehen. Insbesondere müssen die Berufsfischerei, der Rohstoffabbau und die Schifffahrt in den Schutzgebieten beschränkt und kontrolliert werden“.

Formal sind rund 45 Prozent der deutschen Meeresflächen durch das Natura-2000-Netzwerk geschützt. Darunter sind die Schutzgebiete nach EU-Vogelschutzrichtlinie und FFH-Richtlinie zusammengefasst. Zehn Jahre nach ihrer Anerkennung durch die EU haben die Natura-2000-Gebiete in der Ausschließlichen Wirtschaftszone den rechtlichen Status von Naturschutzgebieten erhalten. Deutschland hatte bereits 2013 die EU-Frist zur Verankerung von konkreten Maßnahmen zum Schutz der Meere verpasst. Dieses Versäumnis ist Bestandteil eines Vertragsverletzungsverfahrens der EU-Kommission gegen Deutschland.