In Sachen Kraftstoff gibt auch im Wassersport Neuigkeiten. Seit vergangenem Jahr haben einige Tankstellen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern den C.A.R.E-Diesel im Angebot, der aus nachwachsenden Rohstoffen und Abfallprodukten hergestellt wird. Dadurch werden bis zu 90% der Treibhausgase, darunter die gesundheitsschädlichen Stickoxid- und Feinstaubemissionen, eingespart. Allerdings ist der neue Kraftstoff auch deutlich teurer.

Keine Rußbildung, kein Dieselgeruch
Der C.A.R.E.-Diesel ist seit einiger Zeit in aller Munde. Denn der Kraftstoff  übertrifft qualitativ sogar den fossilen Diesel um Einiges: Die höhere Cetanzahl und das fast vollständige Fehlen der für die Rußbildung verantwortlichen Aromaten sind nur einige der vielen Pluspunkte, die der Diesel für sich verbuchen kann. Nutzer des umweltfreundlichen Diesels berichten von einer hörbar geringeren Geräuschentwicklung der Motoren und deutlich weniger Ruß, der mit den Abgasen in die Luft oder das Wasser entlassen wird. Das heißt, dass selbst bei einem Kaltstart bei niedrigen Temperaturen keine dunklen Rußwolken mehr das Heck vernebeln. Ebenso gehört der typische Dieselgeruch an Bord der Vergangenheit an. Diese geringere Rußausbildung, so die Erfahrungen, schont außerdem bei Dieselmotoren die empfindlichen Injektoren. Darüber hinaus stellt C.A.R.E.-Diesel eine wesentlich geringere Gefahr für die Wasserqualität dar: Während fossiler Diesel in die Wassergefährdungsklasse 2 eingestuft wird, wurde C.A.R.E.-Diesel der Wassergefährdungsklasse 1 zugeordnet.

Schluss mit der Dieselpest
Generell stellt die Qualität des Dieselkraftstoffs ein Thema dar, das immer wieder in die Schlagzeilen der Wassersport-Fachzeitschriften gelangte. Herkömmlicher Diesel, wie man ihn an den meisten Zapfsäulen tanken kann, mag zwar den Ansprüchen der überwiegenden Zahl der Nutzer, nämlich PKW- und LKW-Fahrer, durchaus entsprechen, doch immer mehr einschlägige Organisationen und Verbände verweisen auf die geringere Haltbarkeit moderner Dieselkraftstoffe mit einem gewissen Biodiesel-Anteil (FAME). Generell wird empfohlen, den Dieselkraftstoff innerhalb von sechs Monaten zu verbrauchen. Bootseigner, die ihre Schiffe oftmals ein halbes Jahr oder länger einwintern, laufen Gefahr, dass überalterter Diesel nach dem Auswintern Kraftstoffpumpen und Injektoren verklebt. Bildet sich die gefürchtete Dieselpest im Tank aus, setzen sich die Kraftstofffilter zu und der Motor stirbt ab. Wer in dieser Phase versucht, den Motor neu zu starten, riskiert sogar einen teuren Defekt an der Hochdruckpumpe, da diese ohne Schmierung versucht, Diesel in den Brennraum zu befördern. Da der synthetisierte C.A.R.E-Diesel kein Wasser mehr bindet, könnte auch dieses Problem bald der Vergangenheit angehören.

Erfüllt Dieselnorm
In der Praxis hat sich der Kraftstoff längst bewährt: Die Lufthansa testete ihn erfolgreich in einem Airbus A 320 bei 1187 Passagierflügen auf der Strecke Hamburg – Frankfurt – Hamburg, Speditionen in Österreich setzen seit Jahren auf den Diesel, der bis zu 90 % an Treibhausgasen einspart und auch an der Bootstankstelle Schlögen an der Donau kann man ihn bereits heute tanken. Volvo Penta hat mittlerweile eine Freigabe für seine Motoren erteilt und da der Kraftstoff die amerikanische Dieselnorm ASTM D 975 erfüllt, ist davon auszugehen, dass auch andere Motorenhersteller diesem Beispiel bald folgen werden.

Den deutlichsten Nachteil des neuen Kraftstoffs spüren Bootseigner im Portemonnaie.  Er ist um etwa 30 Cent pro Liter teurer als herkömmlicher Diesel. Wassersportverbände schlagen daher vor, die Ökosteuer für neue alternative Kraftstoffe auszusetzen.