Die Brandenburger Wassersportreviere leiden unter einem Rückgang an Touristen. Besonders zu spüren bekommt dies das Seenland Oder-Spree. Der Grund: Reduzierte Schleusenzeiten. Denn seit 2015 hat der Bund die Schleusenzeiten an einigen Ostbrandenburger Schleusen wegen Personalmangel verkürzt.

Inzwischen ist es ein allabendlich vertrautes Bild geworden: Kanus oder Sportboote, die auf Brandenburger Gewässern unterwegs sind, stehen vor verschlossenen Schleusentoren. Seit knapp zwei Jahren schließen einige Schleusen wochentags bereits um 18 Uhr, am Wochenende ist um 19 Uhr Schluss. Das war früher anders. Die Anlagen waren bis 22 Uhr geöffnet, was Wassertouristen besonders in den Sommerferien die Möglichkeit gab, bis zum Sonnuntergang auf dem Wasser unterwegs zu sein. Zudem seien früher viele Freizeitkapitäne noch Freitagnachmittag in See gestochen. Aus Angst, um 18 Uhr an der Schleuse festzuhängen, macht das nun kaum noch jemand.

Aufgrund von Personalmangel hatte sich der Bund 2015 entschieden, die Schleusenzeiten deutlich zu verkürzen. Das sorgt nun für Kopfschmerzen bei lokalen Tourismusverbänden. So kam es im Seenland Oder-Spree nicht nur zu einem spürbaren Rückgang von Touristen, sondern auch von Investitionen. Denn viele Gastronomen und Hafenbesitzer sind verunsichert. Auch Mathis Richter, Chef des Tourismusvereins Berlin Treptow-Köpenick, sorgt sich um die touristische Zukunft in der Region. Freizeitskipper befürchteten, dass sie am Sonntagabend die letzte Schleusung verpassen könnten. Besonders für Berufstätige ein echtes Problem. Viele dieser Kurzurlauber blieben daher nun ganz fort. Was das für die Wassersportwirtschaft bedeutet, legte Mathis auch der Märkischen Allgemeine nahe: „Laut unserer Umfrage gibt es einen Rückgang um 27 Prozent beim Wassertourismus“, erklärt er. „Das ist Wahnsinn wenn man bedenkt, wie sehr man sich über zwei, drei Prozent Umsatzwachstum freut.“

Auch im Brandenburger Wirtschaftsministerium wünscht man sich ein Umdenken. So forderte Albrecht Gerber, der zuständige Minister, jüngst eine komplette Rücknahme der verkürzten Schleusenzeiten. „Wir appellieren an den Bund, diese wichtige Infrastruktur nicht zu vernachlässigen, sondern dort zu investieren“, sagte Gerber. Allein im Bootsverleih, in Häfen und bei der Fahrgastschifffahrt arbeiteten landesweit 2.100 Beschäftigte. Jährlich würden Umsätze in Höhe von 200 Millionen Euro erwirtschaftet“, zitiert ihn der rbb.

Zuletzt hat der Bund die Öffnungszeiten seiner Schleusen zumindest an einigen Orten wieder verlängert. Die Schleuse „Neue Mühle“ an der Dahme-Wasserstraße ist nun von April bis November wochentags und am Wochenende immerhin wieder bis 21 Uhr geöffnet. Doch die Schleusen am Storkower Gewässer sind weiterhin lediglich bis 18 Uhr in Betrieb, am Freitag und am Wochenende bis 19 Uhr. Das betrifft die Schleusen „Kummersdorf“, „Storkow“ und „Wendisch Rietz“. Mittelfristig sollen eines Tages alle Schleusen automatisch betrieben werden. Doch auch dafür müssen Investitionen getätigt werden

Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes listet die Betriebszeiten ihrer Schleusen in der Datenbank ELWIS auf. Die Schleusen an den Landeswasserstraßen liegen dagegen in der Verantwortung des Brandenburger Landesamtes für Bauen und Verkehr. Auch für diese besteht die Möglichkeit, die Schleusenzeiten online abzurufen.