Wenn das Thermometer in Berlin auf über dreißig Grad ansteigt, hält es kaum noch jemanden in der heißen und stickigen Innenstadt aus. Das Ziel für unzählige Berliner: raus zu einem der vielen Badeseen der Stadt. Denn obwohl die Stadt vom kühlen Nass der Spree durchzogen ist, kommt kaum einer auf die Idee, hier zu baden. Nicht nur die teils katastrophalen Auswirkungen des Braunkohletagebaus gefährden die Wasserqualität des Flusses, starke Regenfälle spülen jedes Jahr auch Milliarden Liter ungeklärter Abwässer in die Spree.

Die Rückkehr der Flussbäder?
Was heute utopisch klingen mag, war im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts Normalität. Das Schwimmen in der Spree erfreute sich großer Beliebtheit. So betrieb die Stadt Berlin um 1905 noch 15 Flussbadeanstalten, darunter sogar einige direkt in der Stadt. Durch die immer höhere Bakterienbelastung und ein damit verbundener Anstieg von Krankheiten schloss jedoch bereits 1925 die letzte Anstalt.

Und heute? Ist die Idee einer Badeanstalt in der City zurück. Schwimmen in der Spree, in Berlins historischer Mitte. Auf Höhe des Historischen Hafens am Märkischen Ufer zweigt ein Altarm der Spree in südwestlicher Richtung ab, geht hinter der Gertraudenbrücke in den Kupfergraben über und mündet, nachdem er Schloßplatz und Lustgarten passiert hat, wieder in die Spree. Hier soll ein gigantisches Freischwimmbecken entstehen. 15.000 m² Fläche, gefüllt mit sauberem Spreewasser.

Das Freischwimmerbecken passiert Lustgarten und Schloßplatz. Bild: Flussbad Berlin e.V.

Das Freischwimmerbecken passiert Lustgarten und Schloßplatz. Bild: Flussbad Berlin e.V.

Weit mehr als nur ein Schwimmbecken
Der gemeinnützige Verein „Flussbad Berlin e.V.“ hat sich die Realisierung dieses ambitionierten Projektes zur Aufgabe gemacht. Und das geht weit über die bloße Errichtung eines Schwimmbeckens hinaus. So soll im oberen Teil des insgesamt etwa 1,8 km langen Wasserlaufs eine Biotoplandschaft und ein Schilfbecken zur natürlichen Reinigung des Flusswassers entstehen, dadurch ein grünes Band durch den historischen Kern Berlins geschaffen werden. Im biologisch gereinigten Spreewasser können Schwimmer dann in den Sommermonaten ihre Bahnen ziehen, während der Flussarm im Winter zur Eislauffläche umfunktioniert wird. Damit die Wasserfläche komfortabel erreicht werden kann, werden Teile der Ufermauern zu Freitreppen umgestaltet.

Badevergnügen – 100% Bio
Sicherlich die größte Herausforderung besteht daher in der Sicherstellung einer angemessenen Wasserqualität. Besonders nach starkem Sommerregen ist es sicherlich keinem Schwimmer zuzumuten, im verunreinigten Spreewasser zu planschen. Andererseits können in einem natürlichen Gewässer selbstverständlich auch keine chemischen Zusätze wie etwa in Swimmingpools verwendet werden. Hier vertraut das Flussbad-Team auf ein bewährtes, natürliches Filterprinzip. Mithilfe einer 80cm starken Kiesschicht auf dem Kanalgrund wird das Wasser natürlich gereinigt. Drainagerohre sammeln das gefilterte Wasser auf und leiten es in das Schwimmbecken. Dieses allein mit der Schwerkraft betriebene Filterwerk soll dann einen Zustrom von 500 Litern Wasser pro Sekunde erzeugen.

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Faszinierender Nebeneffekt: ein grünes Band durchzieht Berlin-Mitte. Bild: Flussbad Berlin e.V.

2014 erhielt der Verein Flussbad Berlin Fördermittel in Höhe von 4 Millionen Euro von Senat und Bund. Über vier Jahre sollen diese nun zur Detaillierung des Konzeptes genutzt werden. Im kommenden Jahr wird dann ein Testfilter in der Spree installiert. Angepeilter Eröffnungstermin des Flussbades: 2025.